Sing, my brightest of all diamonds: Interview mit Shara Worden

Zum ersten Mal gehört habe ich Shara Worden als ambivalent gewaltvolle Waldkönigin in der ambitionierten Rockoper „The Hazards of Love“ der The Decemberists, in der wohl beeindruckendsten Gesangsperformance aller Beteiligten, die für mich – wie wahrscheinlich für viele andere auch – wie von Zauberhand die Google-Suche initiierte, die ergab, dass diese Stimme nicht von ebenher sondern einer klassischen Opern-Ausbildung kam. Als Tochter zweier äußerst musikbegabter Eltern – der Vater war Chorleiter und Akkordeonspieler, die Mutter spielte Orgel – lernte Shara schon früh von ihrem jazzbegeisterten Onkel Donald Ryan, Klavier zu spielen, später studierte sie in Texas Gesang und würde in wiederum späteren Jahren immer wieder zu ihrer Gesangsmentorin Josephine Mongiardo nach New York kehren, um ihre Stimme weiter zu schulen.

Obwohl Shara bereits seit 2001 solo als auch in Bands Musik veröffentlichte, verließ sie erst 2006 ihren Cocoon und steckte sich den Namen My Brightest Diamond an ihren Ringfinger, um mit dem eindrucksvollen Album „Bring me the Workhorse“ zu debütieren und somit eine gewaltvoll eigene Stimme im unsäglich weiten Meer der Singer/Songwriter-Zunft wie einen Orkan zu etablieren.

My Brightest Diamond – Sharas Erinnerung an die Liebe zu einer Person, die so besonders war, dass sie kaum haltbar war und die wohl im aktuellen Album auch in dem Song „Pressure“ ihre strahlenden Fußspuren hinterließ – gehört in der Welt des Pop zu den Künstlern, die nicht nur mit Themen und Melodien liebäugeln – das Übliche eben – sondern auch in verschiedenen Genres stöbern, sich Impulse aus elektronischer, Punk- und folkloristischer Musik holen und diese oftmals mosaikartig oder auch impressionistisch ineinander fließen lassen. Das ist nicht immer elegant, wie etwa das düstere „I am not the Bad Guy“ aufzeigt, doch Disruption gehört nun einmal zur Musik und ist ein lebensnotwendiger Pulsschlag, ohne den die Plattenläden wohl nur Apple-Soundtracks und Mädchen mit Säuselstimme und Gitarre verkaufen würden.

Für „This is my hand“ hat sich Shara gerade deshalb auch selbst in ihren Gewohnheiten gestört und verstört und sich zur Inspiration ein paar unbemerkt aufgenommene Schlagzeugjams ihres Tour- und Studiomusikers Earl Harvin zum Thema gemacht.

Shara: Historically the words came minutes before the melody, so I’d start with some guitar noodle that I liked and have a picture in my mind of the story I wanted to tell and then within some hours the song would be finished all at once. But now I’m trying to shake that up a bit because I think doing things the same way leads to similar results and now I want to see if I change the writing process, if I can scratch at some musical itches that I have not yet learned to scratch.  Starting with a different element, like melody or rhythm, is not natural to me, but it’s good to sometimes be uncomfortable and then, like following the white rabbit, be lead to a new place.  

So habe sie früher in der Demo-Phase ihrer Songs eher selten über die Schlagzeug-Partien nachgedacht, sich in den letzten Jahren jedoch vermehrt mit DrumMachines auseinandergesetzt, auch wenn es nicht ganz leicht war, da sie ein wenig mit den Melodien und Texten zu kämpfen hatte. Doch wie sie weiterhin sagt, bzw. schreibt, ein Album ist immer auch ein Neubeginn.

Yeah, I think every album starts with an intention, specific aspects of music that I’m wanting to experiment with, an outline, guiding principles, perimeters whatever one might call them, which are determined at the beginning of a record making process.  Of course you set up guiding principles and then you might break them, but that’s okay.  Without perimeters though I have a really hard time making anything at all.  There is something about the framework, that allows the work to come into being.  When I started writing songs many years ago, it was not like that, but now it is.  

Earl (Harvin, Shara’s current tour- and studio drummer) sent me some recordings from his phone (“Looking at the Sun”), or I recorded him once in soundcheck and then spliced it up (“Resonance”), but in previous years, I would just write at home by myself, usually the words and the music coming at the same time, and then bring the songs to him.   For the first two albums there would not be much drum information in the demos, but the last few years I will mock up drum beats with simple drum machines in ProTools, which we may use as a starting place or we throw them out altogether.   This time around, I struggled with the lyrics and changed melodies and lyrics up to the last minute.  So it feels a  bit unnatural to me, but I think it’s interesting to sometimes try something a different way and see where it takes you.

Gerade im Kontrast zu dem doch sehr sanft angelegten Vorgänger-Album „All things will unwind“, gibt sich „This is my Hand“ instrumentell sperriger, aggressiver und auch pochender, einem rasenden Herzschlag gleich, was nicht zuletzt dem Drum-Skelett von Harvin und dem oftmals wellenartig (dennoch bodenständig) anmutenden Bassspiel von Fontaine Burnett zuzuschreiben ist. Dazwischen, davor und danach greift Shara insbesondere als „Oktopus“ zu allen anderen Instrumenten und belebt die Bühne mit dieser durchdringenden Stimme, flügelleichten Händen, die mal über die Gitarre rasen und mal auf einem Kalimba tanzen (ihr Lächeln tanzt übrigens immer mit und auch das der Musiker).

Und während „All things will unwind“ in einem wunderweichen Liebeslied an ihren Sohn in die Nacht verschwindet, wird es auf „This is my Hand“ trotz der ach so körperlichen Thematik, der Rhythmen der Glieder und der Intensität ebenso – fast schon übernatürlich – ruhig im Song „Apparition“, der so vielleicht auch ein wenig isländische Andersweltlichkeit in sich trägt und fast wie ein Gegenpol zum treibenden Opener „Pressure“ als leuchtender Schatten an die Wand geworfen wird.

Perhaps it is from the feeling that I am reaching for something I cannot name or don’t have the words to express, but that I feel or sense is there, even if I do not possess what I am longing for.  Those could be feelings of hope, or the imagination, or love or the mystical, but I think the artist always has this longing for something ungraspable, and that is part of what drives us to create, to bring the unmade into the realm of the made.  Perhaps that is where that feeling comes from, or perhaps it is not specific to me at all.  

Herausragend sind diese Seinwerdungen allemal, ob nun in einer unglaublich fesselnden Entzweiung in „Lover/Killer“, das ansatzweise an die verspielten weltmusikalischen Alben Peter Gabriels aus den 80er Jahren erinnert oder das ins Zentrum der Platte gerückte „I am not the bad guy“, das in seiner Sperrigkeit ein bedrohliches Monument abgibt (und einigen Interpretationen zufolge von den zu Unrecht gefangenen Insassen auf Guantanamo Bay inspiriert wurde).

So sei es eine schwere Entscheidung gewesen, einen derartig schwerliegenden Song als letztes auf die erste Plattenseite zu hieven und dort an den Rand zur Seite Zwei zu balancieren, da Shara eigentlich lieber sanftere Klänge bevorzugt, wenn sie den Vinyl-Liebhaber zum Umdrehen animieren will.

I am very concerned about the track listing.  And when it comes to the vinyl, I have found out that it is best not to have loud songs or songs with big dynamic shifts as the last song on each side because of the way the lacquer works, so we had major issues with that tune as the end of side A.  Next time around I will be considering this in the making of the track lists.  It’s a funny thing to be a determining factor in a digital age, but it is such an amazing feeling when you can hear your music on vinyl, that you really want it to be as good as you can get it and dynamics are a big factor!    

Auf die sanften Klänge muss man übrigens nicht bis zum letzten Song warten, da sie wie weiße Kieselsteine durch das Album führen, dessen Rhythmus-orientierte Hymnen sich zwar wie stolze Baumwipfel über ihnen erheben, ihnen jedoch genug Licht durchlassen, um sich zu entfalten. Zu den Glanzstücken zählt dennoch eine weißleuchtende Kiefer im Zentrum des Waldes, das unter dem Titel „Lover/Killer“ kathartisch zwischen spielerischen Augenzwinkern und tragischer Entzweiung hin und herspringt.

Inside myself I have a moment to choose
To hold or to refuse,
To shoot or to let loose
The cawing crow the pulsing throat

All of music itself is ephemeral and unseen, so it always seems to me to be this bridge between the unseen world, and then it physically enters the body through vibration, actually going inside of you… so these elements are always present in any music.

MERGE!

Da ich demnächst viel mehr zu tun haben werde, habe ich beschlossen, meine beiden herzallerliebsten Blogs zu mergen, wie man so in medienrelevanten, von den meisten schlussendlich verhassten Fachkreisen so sagt. Dazu gehören einige Änderungen:

– Geekshow wird still gelegt
I lost my panties in the moshpit, wird vorerst auf Muttersprache (ze German) geschrieben
– Die Themenwahl wird dadurch noch unberechenbarer

Ich hoffe, dass die etlichen Tausend, die riesige Geekshow-Fans geworden sind, mir treu bleiben und sich auf ILMPITM weiterhin amüsieren.

Dankeschön

PS: Der neunte und damit für mich letzte Tag der Spaßnahme wird komplett mit den anderen Tageszusammenfassungen auf ILMPITM gepostet, damit ihr gleich was zum rüberluschern habt.

Auf zum Atom!

Auch wenn ich mich mittlerweile viel zu alt für Festivals fühle, um mich im Zelt schlaflos im Schlafsack zu wälzen, während draußen noch alle Party machen (wenn ich um 22:00 müde bin, bin ich halt um 22:00 müde, na und?), ruft auch dieses Jahr wieder das Festivalradio Alma fürs Immergut, wo ich nicht nur zu selektierten Uhrzeiten gar lieblich ins Mikro rülpsen (oder moderieren), sondern auch noch einen Blog zusammen mit Kollege Maik führen werde.

Den Blog gibt es hier

Den Link zum Livestream gibt es hier (der gilt nur von Freitag bis Sonntag, ich bin Freitags 12-15 und Samstags von 15-17Uhr auf Sendung). Falls alle Stricke reissen, kann man auch auf www.lohro.de suchen, ob man den Link findet.

Wurstwasserseifenblasen

Ein romantischer Spaziergang durch die Stadt – so romantisch das als Single mit einem Pärchen nebst Kind an der Seite als Begleitung sein kann – brachte nicht nur die guten alten Neurosen, die mich regelmäßig bei regen Menschenmassen überkommen, sondern auch Kindheitserinnerungen in Form von Seifenblasen hervor. Ein hipper Klamottenladen war nämlich auf die grandiose Idee gekommen, eine Seifenblasenmaschine an der Eingangstür an zu bringen.
Während ich mich eigentlich freute, mich aber auch fragte, ob man den Laden verklagen könnte, sollte eine der Seifenblasen brutal im Auge zerplatzen und Seifenblasenwasser auf die empfindlichen Netzhäute verbreiten, machte sich ein Hot Dog Stand mit obligatorischem Wurstwassergeruch bemerkbar.
Sofort kam die notwendige und logische Frage: Ob es möglich wäre, Seifenblasen aus Wurstwasser bzw. einer komplizierten Seifenblasenwasser-Wurstwasser-Mischung zu machen?
Besonders auf Kindergeburtstagen oder beim Grillfest wären die duftenden Schillerblasen sicher ein Hit und selbst beim Kreieren der bunten Blasen würde nicht mehr der aggressive Seifengeschmack auf den Lippen zurück bleiben, stattdessen frisch gepresstes Wurstwasser – lecker.


Sicherlich lässt sich das patentieren, wer sich also sowohl mit Wurstwasser, als auch Seifenblasenwasser auskennt, melde sich bitte unter dem Stichwort „99 Wurstballons“.

Das klappt auch nur bei Horrorfilmen

Wer dachte, dass trashige Horrorfilme nur den 80ern gehören, der muss sich jetzt einmal kurz belehren lassen, denn der 1978 gedrehte Wes Craven Schocker „Summer of Fear“ ist ein absoluter Knaller nur mit den besten Dingen, die einen Horrorfilm ausmachen, der irgendwie kacke ist, aber irgendwie auch so fantastisch, dass es gar nicht mehr geht und das Horrorfilmgeek-Herz höher schlägt.

– Linda Blair
– Linda Blairs Haare
– altbekannte Gesichter aus dem TV (Fran Drescher und der eine Samurai-Typ aus Heroes, der damals die beste Minipli-Frise der Welt hatte und im Film auch noch auf seine Cousine steht!)
– schlechtes Make-Up
– der alte Mann, der zufälligerweise der Einzige ist, der in der verträumten Kleinstadt Informationen zu den mysteriösen Geschehnissen hat, aber auf unerklärliche Art und Weise verletzt wird!
– wütendes Gemüse-Schneiden (der psychologische Subtext bei solchen Szenen ist unersetzlich)
– andere Leute sinister aus dem Fenster beobachten und dann ebenso sinister lächelnd in den Raum zurück grinsen, auch wenn da niemand steht, aber ist doch egal, es sieht sinister aus!
– alter, ekliger Typ und junge Frau teilen sich anzügliche Momente!
– hässliche Kinderstars (das war damals nämlich noch erlaubt)
– Cat Fights
– es gibt sogar einen Afroamerikaner (aber nicht blinzeln, sonst verpasst ihr ihn)
– die beste Ausrede, einen Ehebruch zu erklären EVER!

Weg mit der Brille!

Zuallererst, ich habe keine Abneigung gegen Menschen mit Brille, tatsächlich gab es schon einige Exemplare, die ich ungemein (ja, fast unerträglich) charmant fand, aber das waren auch alles Individuen, die auf die Gläser angewiesen sind, da ihre Augen leider ohne ein wenig unscharf sehen.

Was mich jedoch immer wieder irritiert ist der Indie-Trend, sich dicke, nerdige Brillen auf zu setzen, obwohl man keine Sehschwäche hat. Seit wann sind physische Einschränkungen ein Trend und warum ist es plötzlich „In“ wie ein Nerd aus zu sehen?

 

Godfather of Nerdom

Godfather of Nerdom

 

Nicht, dass ich was dagegen hätte, als Geek (oh ja, wie neulich in einer Expertenrunde beschlossen, gibt es da eindeutige Unterschiede) bin ich meinen Nerd-Kollegen natürlich sehr verbunden, aber das Traurige an Modetrends ist ja die Tatsache, dass man vorgibt, etwas zu sein, bzw. zumindest so aus zu sehen, obwohl man keine Ahnung hat, was dahinter steckt.
Schreckliche Beispiele:

– Das Che-T-Shirt (wenn, dann tragt Marx, verdammt noch mal)
– Das Pali-Halstuch (kleiner Tipp: Wikipedia erklärt euch, was daran falsch ist)
– H&M Band T-Shirts tragen, ohne eine einzige Platte von ihnen zu hause zu haben (Oh ja, Led Zeppelin, Bowie und Bruce Springsteen sind nicht für T-Shirt Drucke ausgedachte Namen, sondern echte Musiker!)

Worin liegt der Charme, sich eine übergroße Brille mit dickem Rahmen aber ohne Gläser auf zu setzen? Zugegeben, ein Mal habe ich das auch getan, aber da bin ich als Clark Kent gegangen, das zählt also nicht.
In allen anderen Fällen kann ich nur davon ausgehen, dass ihr irgendwann mal gehört habt, dass Brillenträger klüger sind, als der Rest der Welt (hm, abgesehen von den Asiaten, wobei Asiaten mit Brille dementsprechend die klügsten Individuen des Universums sind….) und deshalb auch mal wissen wollt, wie es ist, als jemand betrachtet zu werden, der beispielsweise intelligent genug ist, keine Brille ohne Gläser, bzw. mit Fensterglas zu tragen.

Nun, ich muss euch leider enttäuschen.

1. Brillenträger sind nicht zwangsläufig intelligenter
2. Jeder, der eine Brille trägt, ohne eine Brille tragen zu müssen, spuckt nicht nur denjenigen (hoffentlich nur rein metaphorisch) ins Gesicht, die das Gestell nach der ultrahippen Party nicht abnehmen können, sondern zeigt auch, das Ignoranz und Dummheit immer noch das schönste Paar sind.

Ich hoffe natürlich, dass sich dieser Trend schnell wieder auflöst, denn diverse Bekannte von mir haben diesen Brillenhorror auch schon abgezogen und ich muss dann immer so tun, als würde ich sie nicht sehen, weil ich nämlich dem Trend bereits einen Schritt voraus bin und mich in einen supermodischen Bully verwandeln würde, der den vermeintlichen Nerd verprügeln muss, weil man das als Bully so macht.

28.2.2010 – Fin

365 Tage lang jeden einzelnen Tag etwas Gutes finden und ich hab es tatsächlich geschafft. Ein bisschen stolz bin ich schon.

Damit ist dieser Teil des Blogs erst einmal beendet, ich werde mir in den nächsten paar Wochen ein paar Gedanken machen, wie es mit dem Blog weiter geht, denn aufhören werde ich sicherlich nicht, aber Veränderungen wird es sicherlich geben. Aber keine Sorge, unnötige Einträge, die eigentlich nur das Internet mit sinnfreien Texten verstopfen wird es weiterhin geben.

20.1.2010 – ein neues Bücherregal

Oh ja, ich bin so belesen, dass mein Raum schon vor lauter Büchern überquillt. Das liegt natürlich nicht daran, dass die Hälfte mit Teepackungen und Cappuccinodosen, CDs und DVDs voll gekramt ist. NEIN, es sind auch keine Massen an Sommerlektüren dort zu finden, sondern nur Pulitzerpreisträger und klassische Meisterwerke. So toll bin ich eben.

Ein kleiner Einblick in mein Zimmer...

Ein kleiner Einblick in mein Zimmer...